(leicht korrigierter Reprint aus 2006, erschienen auf gaertnerblog.de)
Zugegeben der Spruch ist in seiner Art grundsätzlich nicht neu, aber die Thematik ist es wert mit mehr Aufmerksamkeit bedacht zu werden.
Ich möchte das Thema “Mulch Total” aus der Sicht meiner 4-jährigen Erfahrung beschreiben. Die Einstiegsdroge fiel mir eher zufällig in die Hände. Es war das Buch von Kurt Kretschmann – Mulch Total. Der Garten der Zukunft. Hier wird das Prinzip ziehmlich ausführlich beschrieben. Und nachdem ich das Buch gelesen hatte, fragte ich mich warum nicht mehr Leute nach diesem Prinzip ihren Garten bewirtschaften.
Und da sind wir auch schon beim ersten Problem mit dieser Art des Mulchens. Es ist viel zu einfach !!! Der absolut umweltbewusste, nette Freund, der mir das Buch lieh, konnte sich bisher nicht durchringen, seinen Garten konsequent zu mulchen. Die paar hunderttausend Jahre Erfahrungen der Natur reichen nicht aus, um den deutschen Kleingärtner zu überzeugen. Und so ist es mir mit fast allen Leuten gegangen, die ich an meinen Erfahrungen teilhaben lassen wollte. Jede Menge rational denkende Leute, aber nichts zu bewegen.
Hinter dem Thema “Mulch total” (kling ziehmlich grell und ich habe auch noch nicht herausbekommen, wie es zu diesem reißerischen Titel kam) steckt das einfache Prinzip der dauerhaften Bodenbedeckung. Meiner Erfahrung nach taugt dafür fast alles außer Rasenschnitt. Der wird erstaunlicherweise immer als Erstes mit Mulchen in Verbindung gebracht. Und ehrlich, ich hab vor Jahren auch damit hantiert. Aber

richtig mulchen kann man damit nicht. Nimmt man genug für eine Bodendecke, ist das Ergebnis viel zu luftdicht, nimmt man zu wenig bringts nichts. Bei mir geht Rasenschnitt immer erst mal für zwei Wochen ins Heißkompostieren und dann auf die Beete. Das ist aber ein anderes Thema, davon später. Ich verwende zu 80% Heu oder besser noch frischen Wiesenschnitt. Der fällt bei mir in großen Mengen an und wandert direkt auf die Beete.
Mit Stroh habe ich keine Erfahrungen. Eine echte ÖKO – Version kann ich hier nicht auftreiben. Also bleibt die Chemie (Halmverkürzer & Co) auf dem Acker. Die restlichen 20% bestehen aus Laub und allem was sonst noch wächst, inklusive Wildkräuter. Wenn man mal auf Mulch ist, sieht man überall Mulchmaterial wachsen oder rumliegen. Besonders im Herbst ist das Entsorgen von Laub eine Lieblingsbeschäftigung der meisten Gärtner. Sie bezahlen lieber Geld für Dünger und Pflanzerde anstatt das Laub auf der Fläche zu kompostieren. Also frage ich immer , ob ich das Laub bekommen kann. Die mitleidigen Blicke der Ahnungslosen sind mir sicher !
Unter der Mulchdecke aus Heu wird so sogar mein Walnußlaub zu Humus. Wenn ich mit alten Gärtnern spreche – eigentlich unmöglich.
Die Mulchdecke ist dabei nur das essbare Dach unter der sich der eigentlich wichtige Vorgang abspielt. Hauptakteure sind Regenwürmer und viele weitere Arten , die mit der Zersetzung beschäftigt sind. Nach allem was ich gelesen habe sind aber die Regenwürmer die Wichtigsten ! Das Ergebnis in meinem Garten bestätigt das auch. Jetzt wimmelt es regelrecht von Würmern auf den Beeten. Und die Amseln haben das auch spitz bekommen. Jede Chance wird genutzt, um die dünner werdende Mulchdecke abzuräumen und sich voll zu fressen. Alle Zersetzer betrachte ich als kostenlose Mitarbeiter in meinem Garten. Das geht so weit, das ich den Spaten zum Umgraben seit Jahren nicht mehr verwendet habe – die Regenwürmer können das viel besser.
Bei all der Euphorie, Wunder darf man kurzfristig nicht erwarten. Die Methode wirkt sehr schnell auf die Bodenstruktur und den Wasserhaushalt. Es dauert jedoch einige Jahre, bis sich die Bodengare wirklich durchgesetzt hat. Damit wäre ich beim nächste großen Vorteil der Methode. Alle traditionellen Methoden, inklusive der Kompostwirtschaft verbessern den Boden nicht dauerhaft. Mit der Mulch Total Methode führt alles Tun im Garten zu einem besseren Boden. Umgraben oder gar Hantieren mit der Fräse kann dagegen nur kurzfristig für eine mechanische Bodengare sorgen. Nach dem nächste Regen geht?s zurück auf Los, sprich der Boden verschlämmt und verdichtet sich wieder. Also ist weiteres Lockern angesagt ohne den Boden dabei wirklich zu verbessern.
Das ganze Thema ist zu komplex, so das ich es hier nicht auf einmal abhandeln kann. Ich möchte die weiteren Erfahrungen in nachfolgenden Themengruppen behandeln. Und ich hoffe auf Erfahrungsberichte von Lesern und bin auch bereit mich schlauer machen zu lassen. Bisher ist mir noch kein Grund bekannt geworden, der gegen die Methode spricht. Schließlich ist sie bestens erprobt. Die Urwälder am Amazonas stehen auf reinem Sandboden und sind trotzdem mit die produktivsten Systeme der Welt.