Kartoffeln was ???
Der Begriff „Äugeln“ ist im Internet nur mit wenigen Informationen hinterlegt. Ich bin immer wieder einmal darüber gestolpert, habe es aber nie selbst versucht. Es gibt wohl mindestens zwei Gründe warum Leute das schon immer gemacht haben. Aber wie es aussieht, nur eben wenige Leute…
Markante Stellen
Kartoffeln keimen in der Regel an mehr als einem Auge. Das sind die Stellen an der Kartoffel, welche schon erkennbar anders sind als die restliche Oberfläche. Je nach Sorte sind das kleine Dellen oder eine Delle mit Chinesenbart. Sind die Keime kurz und stämmig, dann schneidet man den Keim mit einem kleinen Teller aus Kartoffelfleisch aus. Es muss nicht viel Fleisch dran sein. Es keimen sogar Kartoffelschalen, wenn so ein Auge im Schalenstreifen günstig liegt und nicht zu schnell vertrocknet.
Hier das einzige vernünftige Video, welches ich im Internet zum Thema finden konnte:
Aus einer mach viele
(Grund 1) Zerteilt man die Kartoffel einfach in Stücke, dann kann jedes Stück als eigenständige Saatkartoffel angesehen und gelegt werden. In „schlechten Zeiten“ war das eine Sparmaßnahme um mit weniger Saatkartoffeln zurecht zukommen. Heute im Zeitalter von Überfluss – fast vergessen.
Ich habe die Schnittstellen mit Holzkohlepulver bestrichen und trocknen gelassen. Ob das notwendig ist müsste eine „vergleichende Studie“ klären. Ich erwarte einen gewissen Schutz gegen Zersetzer. Gezielt angekohlte Holzpfosten verrotten im Boden auch deutlich langsamer als unbehandeltes Holz.
Pulver einfach herstellen
Zutaten sind ein Stück Holzkohle und eine grobe Feile. Ruckzuck hat man eine passende (kleine) Menge Pulver hergestellt.
Verjüngung
Ab jetzt geht es leider um noch ungeprüftes Abschreiben von anderen Autoren.
(Grund 2) Als besonders wichtigen Grund für das Äugeln soll die Tatsache gelten, das die Keimlinge ohne fetten Vorrat aus dem Kartoffelfleisch, sich mehr anstrengen müssen um Wurzeln zu bilden. Die Pflanzen sind am Start auch deutlich kleiner als die „fetten Kollegen“. Im Ergebnis werden die neuen Kartoffeln „verjüngt“ und man wirkt damit der Vergreisung bei der reinen Wiedereinsaat der Kartoffeln, Jahr für Jahr entgegen. Ich kann mir vorstellen das diese Wirkung gut sein kann.
Ich stelle mir immer die Gärtner weit im Osten (Ural, Sibirien…) vor. Die zwangsweise näher an der Natur wirtschaften müssen und doch tatsächlich immer noch Kartoffeln anbauen können. Dort wird das Wissen um die Verjüngung ohne Saatgut Monopolisten bestimmt zu ermitteln sein.
Extrem Äugeln
Lässt man den Anteil Kartoffelknolle ganz weg, bleiben nur noch die Keimlinge übrig. Man kann also die Kartoffel noch essen und dennoch Nachkömmlinge produzieren. Diese Methode macht natürlich mehr Arbeit als nur das Legen der Saatkartoffel. Wenn das verlässlich funktioniert kann man einen Ertrag gegen 1:1000 erzielen. Also Startgewicht gegen Ertrag. ;)
Da mich das interessiert hat und ich am Wochenende eh Kartoffeln schälen musste, habe ich gleich 15 Stk Keimlinge (Sorte: Laura, von Mischa !) davon ausgedeutet und in Töpfchen mit Erde gesteckt. 9cm Töpfe sind für den Start bestimmt ausreichend. Die 4 Stk großen Stücke von weiter oben im Text, habe ich übrigens in Töpfe mit 18cm gesetzt. Bei 8 – 14 Grad in der Veranda stehen die Töpfe nun und ich werde berichten !
Nachtrag 2017-04-08
Dankenswerterweise hat das „Landei“ ein informatives Video zum Thema Äugeln auf Ihrem Blog veröffentlicht. Also entgegen der Behauptung weiter oben, es gibt noch ein weiteres gutes Video zum Thema !
Ich mache dies schon seit Jahren so – Saatkartoffeln habe ich nie gekauft, immer nur vorhandene, angekeimte Kartoffeln im Haushalt genutzt und in 4 Teile geschnitten vor dem Legen.
Wie ich neulich hörte, könnte man die Kartoffeln ein paar Tage länger in der Erde lassen als nur bis zum Welken des Krauts, dann würde die Schale fester und sie können länger lagern. Das teste ich dieses Jahr auch mal aus.
Nachtrag von heute beachten !
Hallo Henry,
danke für die Beschreibung! Ich hab von 3 Sorten je nur 3 Saatkartoffeln. Da lohnt sich das vielleicht ;-)
Viele Grüße!
Hallo Henry, die Methode kenne ich auch aber ich hatte bisher keinen Namen dazu. Ich kenne das aus Erzählungen meiner Großeltern und Eltern aus der – wie Du schon schreibst – „schlechten Zeit“.
Soweit mir das bekannt ist, reicht es wohl die Schnittstellen nur gut trocknen zu lassen, Kartoffeln bilden selbst wieder eine Art Schale an der Schnittstelle so dass man die Kohle vielleicht weglassen könnte. Aber schaden wird sie nicht.
Dein Experiment mit meiner Lieblingssorte Laura ist interessant! Ich bin mal gespannt was dabei herauskommt. Schön dass Du sie auch weiter anbaust.