(leicht korrigierter Reprint aus 2006, von mir erschienen auf gaertnerblog.de)
Über die September Ausgabe (2006) der Zeitschrift Kraut & Rüben wurde ich auf die Möglichkeit einer Besichtigung des privaten Mulch Total Gartens von Kurt Kretschmann aufmerksam und war sofort gebannt. Hatte ich doch das Buch von Kretschmann und Behm schon mehrmals gelesen und wollte nun auch die Realität sehen.
Da ich nicht gerade in der Nachbarschaft von Bad Freienwalde wohne, musste ich erst ein paar private Diskussionen führen (Danke an meine Frau und Kinder !!!) um dann letztlich doch die Fahrt anzutreten. Nachdem der August und September nicht unbedingt an die Qualität des Juli 2006 knüpfen wollten, hatte dann aber auch das Wetter noch ein Einsehen und ich konnte einen sonnigen Tag genießen.
Mein besonderer Dank gilt Frau Götter, die den Garten von Kurt Kretschmann als Mulch Garten weiterführt und mir die Erlaubnis gegeben hat, mit Bildern über den Garten zu berichten. Als Geschäftsführerin des Vereins Haus der Naturpflege betreut sie auch den gleichnamigen Garten in unmittelbarer Nähe zum Mulch Total Garten.
Erstaunlicherweise haben nur insgesamt 8 Personen an der Führung durch den Garten teilgenommen. Ich hätte da mehr erwartet, aber vielleicht gibt es ja tatsächlich nur wenige Mulchfans, die dann auch noch einen eventuell langen Weg auf sich nehmen, um bloß einen Garten zu sehen. Mein erster Eindruck vom Garten war „der ist ja viel kleiner als erwartet…“
Die 600qm Nutzgarten in einer derartigen Hanglage zu bewirtschaften war und ist nicht leicht. Den Hinweis möchte ich so verstanden wissen, das der heutige Zustand nicht dem von Herrn Kretschmann realisierten Zustand entsprechen kann. Herr Kretschmann hat den Garten als Hauptberuf gehabt, Fr. Götter hat neben Beruf und Familie auch den Garten. Wie ich heraushören konnte, ist bei dieser Gartengröße das Konfliktpotenzial ähnlich gelagert wie bei mir und meiner Familie.



Auf den Bildern erkennt man den Weg mit Heu als Bedeckung. Wie schon in seinem Buch beschrieben, ist auch heute noch ein großer Teil des Gartens mit einer Mulchschicht bedeckt. Als Leser des Buches fand ich natürlich auch einige der Bilder aus dem Buch wieder, hier eine Übersicht.

Der Birnbaum mit Efeu ist heute mehr ein Efeu mit Birnbaum drunter …

Informationsschilder sind viele zu finden

Ein Schild, welches nicht im Buch zu sehen ist. Hier nagt der Zahn der Zeit schon ganz schön am Material. Ich möchte das zum Anlass nehmen, mal die Leser zu fragen, ob sich nicht der eine oder andere Leser dazu durchringen könnte, bei der Erhaltung des Gartens mitzuhelfen. Ich gehe davon aus, das Fr. Götter bestimmt die Hilfe koordinieren und annehmen würde. Denn auch Hr. Kretschmann hatte immer Helfer um sich herum. Dieser Aufruf von mir wird auch dadurch begünstigt, dass das benachbarte Haus der Naturpflege Gästezimmer und ein Heuhotel eine preiswerte Übernachtung gestatten.

Das Tomatenhaus hat auch schon einige Jahre hinter sich gelassen. Als Ideenquelle mal über eine eigene Konstruktion nachzudenken, kann es aber immer noch dienen.
Meine persönlichen Erfahrungen mit so einem Haus sind bisher nur gut. Die von mir realisierte Konstruktion nutzt für den Rahmen geschälte Weidenstämme (5-10cm Durchmesser) die mit Baustahlzapfen verbunden sind. Das Dach bilden Estrichmatten (2mx1m) die mit Gitterfolie bespannt sind. Im Winter werde ich die Bespannung entfernen, damit der Regen wieder an den Boden kommt. Ohne Regen ist die Verrottung der Heuschicht deutlich gebremst.
Die aus dem Buch bekannte Infowand hat heute einen multifunktionalen Charakter bekommen. Ich denke, niemand kann von Fr. Götter verlangen, ausschließlich eine Gedenkstätte zu pflegen und sich nicht den täglichen Notwendigkeiten zu beugen. Denn einen Geräteschuppen gibt es im Garten leider nicht. Und bei der Hanglage rennt man sich sonst schnell einen Wolf…

Mulch-Praxis:

Diese Mulchdecken bestehen aus Topinambur und anderen Pflanzen und sind lange nicht so dicht, wie ich es bevorzuge. Das ist dieses Jahr in der Witterung begründet. Da wird das Angebot auch mal geringer.
Den im Buch häufig verwendeten Beinwell fand ich im Garten derzeit nicht mehr so wie zu Kurt Kretschmanns Zeiten. Aber auch hier steht es ja jedem Gärtner frei, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Insofern ist die Beschreibung des Buches als Mulch-Bibel für mich nur dann akzeptabel, wenn es keine Auslegung in Form der einzigen Wahrheit darstellt. Jede Form des Extremismus meide ich ganz sicher!
Ich hoffe ich konnte einige Informationen rüberbringen. Leider ist meine kleine Serie hier im Blog etwas ins Stocken geraten, aber die Tage im Garten werden kürzer und da hat auch das Internet wieder eine Chance. In Erwartung vieler Kommentare, bis bald…