Als ich das Buch „Bäume verstehen“ von meiner Mutter vorgestellt bekommen habe, dachte ich zuerst an eine wenig sachorientierte Darstellung über Bäume. Mittlerweile habe ich es zweimal komplett durchgelesen und kann sagen das es sich gelohnt hat.
Ich habe wirklich interessante Hinweise zur Sicht auf Bäume bekommen, solche die ich vorher nicht gehabt habe. Der Autor Peter Wohlleben stellt neben neun Portraits einzelner Arten, das gesamte Leben eines Baumes, mit allen wichtigen Teilen vor. Dabei fand ich besonders interessant das Buchen in einem Wald nicht bloße, einzeln angeordnete Individuen sind, sondern vernetzt agieren. Das die Größe und der Stammdurchmesser bei Buchen, einen nicht dazu verleiten sollte ein Urteil über das Alter zu fällen. Sondern das man immer auch das Umfeld einbeziehen muss. Denn eventuell hat man es mit einen Nachkommen der großen Buchen zu tun, der schon mehrere Jahrzehnte alt ist und dennoch nur wenige Meter Höhe erreichen konnte. Er kann warten bis die nächste Etage freigegeben wird, durch den Tot des großen Kollegen, um dann rasch die Lücke zu füllen und so den Standort gegen andere Baumarten zu „verteidigen“.
Sehr interessant auch die Aussagen zum Thema „Flachwurzler“. Das die flachländischen Fichtenwälder in Deutschland alle ihren Ursprung im menschlichen Tun haben, wusste ich schon. Das diese Fichtenart aber aus der Taiga stammt und von dort auch ihre natürlichen Eigenschaften mitgebracht hat wusste ich nicht. Das sind viel Durst, vergleichsweise kühle Sommer und kurze Wachstumperioden. Da beide Bedingungen hier in Mitteleuropa im Mittel weit übererfüllt werden, wachsen Fichten über ihren eigentlich geplanten Bauplan hinaus, zu hohen Bäumen heran. Das macht sie anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Das sie als Flachwurzler auftreten, soll seine Ursache in der Geschichte der Bodennutzung an ihren heutigen Standorten haben. Diese Böden waren in den letzten Jahrhunderten zum großen Teil schon einmal als Ackerboden in der Nutzung. Damit ist auch die Tiefe der Bewirtschaftung durch die verfügbare Technik bestimmt gewesen und die vertikale Bodenstruktur hat schichtenartigen Charakter bekommen. Entlang dieser Schichten wachsen die Wurzeln zu Wurzeltellern heran, die dann bei starken Windbelastungen dem überdimensionierten Baum keinen Halt geben können.
Sicher keine Schulmeinung, sie ist es aber wert vorgestellt und bewertet zu werden. Ich kann das Buch nur empfehlen. Vielleicht findet es sich auch in einer öffentlichen Bibliothek und man spart sich das Geld. Was bei Büchern ja ohnehin ein Problem ist, wenn man versucht den Wirkungsgrad der individuellen Investition zu bestimmen.