Heißrotte


Turboheizung

Wieder einmal haben mir meine Nachbarn ihren 600qm Rasenschnitt auf einen Schlag zukommen lassen. Da ich  nicht sofort reagieren konnte, lag der Haufen 2 Tage und hat sich schon erwärmt. Um den Aufheizprozess gleichmäßiger über die Masse zu verteilen, fülle  ich den Rasenschnitt in die Verkehrtherum-Regentonnen-Reaktoren :)

Durch die Hülle ist der Wärme- und Wasserdampf-Verlust geringer und das freut auch die Nachbarn.

Geruchsbelästigung

Nur beim Umsetzten ist die jeweilige Geruchsphase für die Umwelt deutlich zu riechen. Ob das dann zu einer Geruchs-belästigung wird, ist eher eine individuelle Einschätzung. Mit den Regentonnen-Reaktoren ist die Belästigung auf das Umsetzten begrenzt. Komischerweise regen sich viele Leute über die natürlichen Gerüche auf um dann beim Gestank von Autos oder anderen Technologien selektiv wegzuriechen.

RegentonnenReaktor
der kleine Regentonnen-Reaktor

Das interessante an der Umwandlung sind die charakteristischen Gerüche, die sich im Verlauf des Prozesses ändern. Als erstes ist der Geruch ähnlich dem einer Silage. Wenn man die Masse ohne Umsetzen „abbrennen“ lässt, dann geht der Geruch in sehr anstrengenden Geruch (Gestank) über. Das wird durch den ausschließlich anaeroben Abbau hervorgerufen. Das Umsetzen der Heißrottemasse bringt Luft und damit Sauerstoff in die Masse. Spätere Phasen riechen dann wie Kuh- oder Pferdemist.

.SilagePhase

grün = noch frisch / oliv = Silage

Begrenzung

Wie an der Grafik erkennbar, ist der Temperaturanstieg sehr stark, je mehr die Mischung mit Grünmasse ausgestattet ist. Grünmasse bedeutet Stickstoff und das ist der Treibstoff. Hohe Temperaturen sind mit hohen Verlusten über den Wasserdampf verbunden. Daher strebe ich hohes Temperaturniveau nur für die erste Phase an. Dann versuche ich über den Zuschlag von kohlenstofflastigem Material das Temperaturniveau zu drücken. Optimales Material ist für mich das Herbstlaub. Es ist selbst schon weit verrottet, hat einen optimalen Feuchtegehalt und lässt es sich gut mit dem Rasenschnitt mischen. Nach dem 2ten Umsetzten ist der Temperaturverlauf dann auch deutlich flacher, dafür aber auch länger und gleichmäßiger auf dem Temperaturniveau.

Nase als Messgerät

Das Thema Gerüche habe ich im Verlauf des Textes schon angesprochen. Die eigene Nase ist ein wichtiges und immer verfügbares Hilfsmittel, um die Heißrotte in die richtigen Bahnen zu lenken. Beim Abbau von Stickstoff entsteht auch Ammoniak. Der riecht nicht nur unangenehm, es ist auch giftig für Pflanzen. Zudem ist alles was zu riechen ist ein gasförmiger Verlust, der dem späteren Kompost fehlt. Wenn alles gut läuft, riecht die Kompostmasse nach 3 Wochen dann schon „erdig“.

Datenlogger als Messgerät

DatenLoggerDie Grafik oben stammt aus dem Programm zum Datenlogger den ich verwende. Ein wenig Nacharbeitet mit den Texten musste noch investiert werden. Wer so einen Datenlogger in einem Heißrottehaufen versenkt, sollte sich unbedingt ausführlich Gedanken über die Verpackung für diese Expedition machen.

Alle Formen von Folie und sind die Sichten noch so dick, werden von den Gasen aus der Rotte durchdrungen. Bei einem Preis von ca. 80€ ist ein Verlust nicht unbedingt spaßig ! Ich muss für die nächste Expedition ein passendes Reagenzglas mit Gummistopfen finden. Die Luftschicht um den Datenlogger ist zwar als Isolation zu sehen. Vielleicht findet sich da noch ein besseres Material zum Auffüllen.

Da bleibt kein Halm übrig

Wo der Regentonnen-Reaktor mit einer Mischung zur Heißrotte steht, bleibt schon nach 2-3 Tagen kein Bewuchs mehr am Leben. Ganz sicher die Wärme und eventuell auch der Ammoniak sind gründlich in der Wirkung. Den Effekt sollte man bedenken oder gezielt einsetzen.

HeißrotteWirkungAufBewuchs

Warum der ganze Aufwand ?

Das frage ich mich auch immer wieder. Der hier beschriebene Vorgang dauerte 9 Tage. Als Ergebnis habe ich heute einen Komposthaufen (10 Schubkarren) angesetzt, den ich frühestens im Spätherbst wieder anfasse. Ich kann aber sicher sein, das dieses Material dann schon recht brauchbarer Kompost ist. Besonders der Zuschlag von „gehacktem Umkraut“ spricht für die Heißrotte. Hier habe ich 4 Schubkarren voll mit Kriechendes Fingerkraut, Gras und Winden gehackt verarbeitet. In der Mischung ist auch ein großer Anteil Wurzeln und Samen enthalten und da traue ich nur der Hitze aus der Heißrotte zu,  ein späteres Weiterwachsen zu verhindern. In den 9 Tagen habe ich für die Steuerung der Heißrotte und dem Komposthaufen ca. 4h investiert.

Alternativ hätte ich alles auch nur auf einen großen Haufen werfen können um auf Zeit zu spielen. Dann bräuchte ich aber deutlich mehr Platz und der Kompost steht erst in ca. einem Jahr zur Verfügung.

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4 Gedanken zu „Heißrotte

  1. Hallo :),

    Danke für deine tollen Berichte. Den arme Leute Häcksler habe ich bereits übernommen und bin dem Ergebnis sehr zu frieden. Für das weiche Grünmaterial hatte ich noch nach einer Lösung gesucht.

    Mit dem Meiler klappt es noch nicht so recht. Ich vermute das ich zu wenig Rasenschnitt verwendet habe… Kannst du zum Mischungsverhältnis für den ersten Ansatz was sagen? Würde es aus deiner Sicht was bringen Die gehackten Beikräuter nass zu machen? Der Feuchtegehalt des Gemisches scheint ja nicht unwesentlich zu sein….

    Liebe Grüße
    Ivo

    1. Halo Ivo,
      irgendwie ist Dein Kommentar nicht aufgefallen und damit nicht freigeben worden. So ist dann auch die Antwort nicht auf den Weg gebracht worden – Sorry

      Um die Heißrotte anzufahren ist Rasenschnitt der beste Brennstoff. Wenn der nicht zur Verfügung steht muss das kleingehackte Grünzeug den Job übernehmen. Das macht Grünschnitt immer dann gut, wenn er ganz frisch ist. Und es muss eine Mindestmasse geben. Als Referenz kann ich empfehlen mit den umgedrehten Wasserfässern zu hantieren. Die kleinen mit ca. 200l sollten schon voll sein. Zu wenig Masse hat zu viele Wärmeverluste und damit kommt die Temperatur nicht nach oben.

      Je älter / trockener wird es weniger wild mit dem Temperaturanstieg. Insofern ist Befeuchten immer gut. Dabei kann man die Menge nicht pauschal x-% von Y angeben. Je saftiger das Material um so weniger Wasserzuschlag. Hier hilft versuchen und Lebenserfahrung… Das Ausdrücken einer Probe mit der Hand sollte gerade nicht mehr zum Abtropfen führen. Dann ist es gut.
      Je kleiner das Material gemacht wurde um so besser wird die Heißrotte starten. Danach muss Luft dran und da hilft dann weiteres Material mit kurzen Stücken von Ästen bis 1 cm Durchmesser.

  2. Ein schönes Projekt, gut beschrieben und recherchiert!
    Den feinen Grasschnitt könntest du vielleicht eine Zeit lang abtrocknen lassen. So verklumpt er vielleicht nicht und bildet keine anaeroben Zonen. Die Mischung mit Laub fördert die Belüftung und verhindert ein zusammenkleben. Ich würde dir vorschlagen deinen Minimeiler auf Steinen zu stellen, um von unten Luft zuzuführen.
    Das ist ja ganz schön heiß geworden, toll!

    1. Hallo Peter,
      schön das Dir der Beitrag gefällt.
      Meine Erfahrungen mit angetrocknetem Rasenschnitt auf der Fläche sagen mir, das eine trocken ausgebrachte Rasenschnittschicht leicht zu dick aufgetragen wird. Weil der so schön locker ist. Mit dem nächsten Regen oder gießen ist dann alles wieder platt.
      So ähnlich könnte das auch im Heißkompost werden. Ich denke auch das die Starttemperatur mit angetrocknetem Marterial nicht so hoch wird.
      Mit ein wenig Übung bekommt man den Startvorgang ganz gut hin. Das Verklumpen beginnt erst nach der Silage-Phase. Spätestens ab da muss dann ein Zuschlag das C/N Verhältnis in Richtung 30:1 verschieben.

      Belüften ist eine Idee wo ich mir überlegen werde wie das bei der Mischung funktionieren könnte. In der Aufheizphase muss die Lüftung allerdings sparsam eingesetzt werden. Könnte das umschichten ersparen.
      Es gibt so Trommelkomposter, die lösen das Problem des Belüften durch die Drehung. Die sind mir aber zu teuer. In einem amerikanischen Buch wird als Hülle eine schöne, runde Blechmülltonne empfohlen. Nur gibt es die hier in DE nicht… Und Ölfässer fasse ich nicht an !

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