Mauerbienen-Brutröhren aus Pappe

Neben den Rillen-Brettchen können auch Pappröhrchen für die Mauerbienen als Brutröhren angeboten werden. Wichtig bei allen Röhrenvarianten ist, dass die Röhrchen am Ende der Saison im Oktober, zerstörungsfrei geleert werden können.


Das geht nur mit einem inneren Röhrchen aus dünnem Papier. Pergamentpapier oder was deutlich billiger ist – Butterbrotpapier. Nur so können die Kokons von den Parasiten getrennt werden. Ohne diese Trennung wird über die Jahre die Brutstätte zum Friedhof werden. Genau dann, wenn die Parasiten schon in den Brutröhren warten noch bevor die Bienen geschlüpft sind.

Sechseck Varianten

Sechseckige Körper sind in der Natur häufig, weil sie sehr stabile Gebilde darstellen. Das gilt auch für ein Bündel Pappröhrchen. Für die Bündel gibt es zwei leicht herstellbare Versionen. 3-4-5-4-3 = 19 Stück und 4-5-6-7-6-5-4 = 37 Stück

als Anzahl Pappröhrchen je Ebene. Größere Anzahlen werden verdammt schwer zu bündeln. Sieht auf den ersten Blick aus wie der Müll an Neujahr. Ist aber deutlich umweltfreundlicher und vor allem langlebiger !

Wie bündeln ?

Die Frage wie man aus den rollenden Röhrchen ein stabiles Bündel macht, beantworte ich in der nachfolgenden Dia-Show. Als Hilfsmittel und Material werden benötigt:
– Pappröhrchen
– ein Bogen Butterbrotpapier
– flaches Rohrsegment
– Gummiring
– transparenter Klebestreifen

  • 37 Stück Pappröhrchen warten auf den Startschuß

Bündel fertig und dann ?

Verwendet man Pappröhrchen mit einem Außendurchmesser von ca. 8mm, dann passt so ein Bündel mit 37 Stück in einen Abschnitt Abwasserrohr (HT-Rohr) mit 75mm Durchmesser. Natürlich kann man auch Papprohre mit ähnlichem Durchmesser verwenden.
Ein 18cm langes Stück HT-Rohr kann mit einer Klammer aus 4cm langem HT-Rohr unter ein passendes Holzbrettchen (Regenschutz) gehängt werden. Die Klammer hat den Vorteil, dass man das HT-Rohr einfach vom Brett trennen kann und so leicht an das Bündel heran kommt. Das Bündel wird im HT-Rohr mit einem Streifen Pappe festgeklemmt. Ein paar Bilder in der Dia-Show zeigen das noch etwas anschaulicher.

  • Das sind die Bauteile. Die Pappscheibe ist 4-lagig. So klemmt sie als Rückwand im Rohr

Ich plane einige dieser kleinen Wohnanlagen in meinem oder auch angrenzenden Gärten zu verteilen. Ich möchte damit noch mehr Mauerbienen aus dem Umfeld animieren sich „unter meine Kontrolle“ zu begeben. Auf dem Foto „… in der realen Welt“ sieht man noch sehr dünne Acryl-Platten. Ich traue meinem seitlichen Dachüberstand noch nicht so recht. Bei der nächsten Serie werde ich etwas breitere Bretter verwenden.

Inneres Papierröhrchen herstellen

Auf die inneren Papierröhrchen bin ich erst durch Videos aus den USA gestoßen. Dort kann man die Papierröhrchen kaufen. Hier in Deutschland konnte ich kein Video entdecken, dass die Papierröhrchen auch nur erwähnt. Was aber schlimmer ist, ist das viele „Bienenhotels“ auf der Basis von Pappröhrchen ohne die Chance auf das Ausräumen nach wenigen Jahren in ihr Gegenteil umschlagen. Sie gefährden die Population der Bienen statt sie dauerhaft zu fördern. Das ist schade, weil der Selbstbau von Pappröhrchen-Wohnanlagen im Eigenbau einfacher zu realisiern ist, als das Fräsen von MDF Platten.

Reale Erfahrungen

Ob das genau nur der Effekt ist, kann ich nicht sagen. Aber man sieht an den vielen blauen Markierungen – hier ist aus dem letzten Jahr keiner in diesem Frühjahr aus den Bambusröhrchen gestiegen. Das sind deutlich zu viele.

Die Papierstreifen schneiden

Wie man zu den inneren Papierröhrchen kommt, musste ich mir selbst ausdenken. Erst danach habe ich einen vagen Hinweis in einem USA-Video gesehen. Aber auch das Video zeigt nicht die komplette Herstellung. Daher beseitige ich jetzt mal diese Wissenslücke.

Was benötigt wird, sind Papierstreifen 16cm x 5cm aus Butterbrotpapier. Eine Schneidvorrichtung erleichtert die massenhafte Herstellung  beträchtlich. Das Maß bezieht sich auf meine Pappröhrchen von 7,5mm innerem Durchmesser und 150mm Länge.

Butterbrotabrollschneidevorrichtung

Die 5cm bestimmen die Anzahl Lagen des Papierröhrchens. Dabei habe ich die alte Konstante Pi bemüht und 2 Lagen angenommen. (7,5mm *3,1415*2 = 5cm) Die Länge von 16cm ergibt einen Überstand für das „einfache Verschließen“ des inneren Endes.

Papierstreifen wickeln und einstecken

Zur Herstellung wird der Papierstreifen aus Butterbrotpapier der Länge nach an ein rundes Holzstäbchen mit 6mm Durchmesser angelegt und dann wie beim Zigarettendrehen um das Holzstäbchen gewickelt.

So aufgewickelt in das gewünschte Pappröhrchen eingesteckt, Holzstäbchen herausgezogen – fertig. Der verbleibende Überstand wird als einfacher Verschluss „zusammengedrückt“

Aufwand / Nutzen

Der Zeitaufwand um ein Papierröhrchen herzustellen und im Pappröhrchen zu positionieren, liegt bei ca. 30s. Das Herstellen von einem Papierstreifen dauert ungefähr die gleiche Zeit. Leider kann man diese Art der Papierröhrchen nicht außerhalb der Pappröhrchen lagern. Im Oktober hat man als Gärtner doch genug freie Zeit um diese kleine Aufgabe zu erledigen ;)

Das die Papierröhrchen aus Butterbrotpapier zu wasserdampfdicht sein könnten,  habe ich auch kurz gedacht. Keines der Videos in USA geht auf dieses Thema ein. Wir werden am Ende des Jahres sehen ob diese Annahme von mir richtig ist. Prinzipiell funktioniert auch normales Schreibpapier. Das ist nur deutlich dicker und reduziert so den verbleibenden Innendurchmesser.

Wer den Aufwand nicht will, der muss sich mit der Investition in Rillen-Brettchen freikaufen. Aber auch die machen bei der Reinigung Arbeit…

Wie entleert man die Pappröhrchen

Dieses Frühjahr ist der Start meiner Erfahrungen mit den Pappröhrchen, so habe ich noch keine eigenen Bilder oder Videos. Daher hier der Verweis auf Videos aus den USA:

Im Gegensatz zu den hier gezeigten Papierröhrchen sind meine nicht spiralförmig gewickelt. Das geht bestimmt nur maschinell und mit Verkleben. Der von mir verwendete Überstand am inneren Ende soll das Anfassen zum Herausziehen stark vereinfachen. Ich plane kein Rundholz zum Austreiben wie hier in dem Video (Teil1)

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8 Gedanken zu „Mauerbienen-Brutröhren aus Pappe

  1. Hallö!
    Ich würde auch gerne etwas zum Erhalt der Wildbienen beitragen und bin auf der eigentlichen Suche nach Niströhren auf diesen Artikel gestoßen.
    Da ich ja keine Ahnung habe, muss ich einfach mal fragen, warum man die Röhren (von Parasiten-Kontrolle mal ab) öffnen muss oder vielleicht eher, was im Anschluss mit den Kokons passiert, bis sie dann letztendlich nach der Winterruhe schlüpfen.
    Und da es mir jetzt einfällt – wie überwintert man die überhaupt, wenn man sie aus den Röhren genommen hat?

    Verzeihung, war jetzt vielleicht viel, aber man möchte ja auch nichts falsch machen. ?

    1. Hallo Franzi,
      na die Anzahl an Fragen geht noch…

      Also das regelmäßige Trennen von Kokons und Niströhren ist hauptsächlich durch die vielen verschiedenen Parasiten begründet.
      Ohne eine regelmäßige Reinigung werden sonst Friedhöfe aus den Nisthilfen. Man darf nicht vergessen, eine Nisthilfe bietet eine Umgebung zur Massentierhaltung mit insektenfreulichen Eigenschaften. Aber eben mit einer sehr hohen Dichte an Nestern. Das ist unnatürlich und daher profitieren die Parasiten unverhältnismäßig davon.
      Wenn man den Arten, die schon vor dem Winter einen Kokon spinnen wirklich helfen will, dann so am besten.
      Nicht alle Arten lassen sich so unterstützen. Bei Blattschneider Bienen überwintern die Larven und verpuppen sich erst kurz vor der nächsten Saison.
      Die entnommenen und gereinigten Kokons lagert man entsprechend den Außentemperaturen oder im Kühlschrank. Durch den Kühlschrank kann man vermeiden, das die Kerlchen bei sehr frühen warmen Tagen zu schnell an den Start gehen. Dieses Jahr konnte ich nur die erste Warmphase (Februar) ausgleichen, die spätere Kaltphase im Mai mussten die Bienen selbst ums Überleben zittern.

  2. Hallo! Stellen Sie die Pappröhrchen auch selbst her? Wenn ja wie stellen Sie die her? Oder wo kaufen Sie die Röhrchen? Dankeschön. LG aus Österreich

    1. Hallo Martina,
      stimmt in diesem Beitrag steht nichts über die Quelle der Röhrchen.
      Eine Quelle die ich verwendet habe ist: https://www.mauerbienen-shop.com/epages/80075686.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/80075686/Categories/Nistmaterial/Papproehrchen
      Die eigene Herstellung von Pappröhrchen ist nicht sinnvoll möglich. Das Ersatzteil aus Papier herstellen habe ich ja in einem anderen Beitrag beschrieben. https://garten.winkelmann-web.de/?p=7515

  3. Super Info! Vielen Dank hierfür!
    Ich werde dieses Jahr auch die Wohnungen meiner Damen neu gestalten, da ich nach einigen Jahren sehr unglücklich war mit dem Bambus. Da scheinen wohl auch diverse Parasiten gelebt zu haben.
    Danke für den Tipp mit dem Butterbrotpapier. Vielleicht kann ich so mehr wieder zum Schlüpfen bekommen und meine Damen unterstützen anstatt irgendwelcher Parasiten!

    1. Hallo Anke,
      wenn Du eine Renovierung anstreben solltest, dann überlege auch beim Material. Bambus mit Papier-Innenleben ist prinzipiell gut geeignet, aber fast immer in der Länge zu kurz.
      Vielleicht kannst Du Pappröhrchen verwenden oder noch ein wenig Geduld haben. Ich habe die letzten Wochen sehr viel Zeit in Versuche mit Wohnungsbau (für Bienen) gesteckt, ohne das ich zu einer Dokumentation gekommen bin. Man kann Brutröhrchen auch komplett selbst herstellen ohne die Kombination mit Pappe zu verwenden.

  4. Hallo Henry,

    genial, das mit den Innenröhrchen!
    Das war mir auch völlig neu, aber scheint viel Sinn zu machen, wenn es hoffentlich funktioniert wie gedacht.
    Bei mir sind leider auch viele der gebohrten Löcher und auch der gekauften Pappröhrchen dieses Frühjahr ungeöffnet geblieben :-(

    Danke für die Infos und Ideen!
    Monika

    1. Hallo Monika,
      ich werde die Überreste der ungeöffneten Röhrchen dauerhaft aus dem Verkehr ziehen, nicht ohne einige davon zu untersuchen (der Länge nach spalten)
      Leider waren die Damen so schnell, dass sie die geöffneten Bambusstücke gleich wieder besiedelt haben :(
      Nächstes Jahr passiert mir das nicht wieder. Da kommen die restlichen Bambusstücke in einen Karton mit Löchern. So kommen alle raus, aber keiner geht mehr rein ! Alle werden auf ordenlichen Wohnraum umgesiedelt.
      Allerdings müssen wir mal sehen was an Brut entstanden ist. Die drei letzten SCHEISSKALTEN Tage haben den Damen zugesetzt. An den Brettchen gucken Sie gelegentlich mal raus. Alle Bewegungen in Zeitlupe. Ich hoffe auf die nächste Woche, da ist FLugtag für die Rote Mauerbiene ;)

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