Wildbienen Niströhrchen herstellen

Die Papierröhrchen sind schon in vielen der letzten Beiträge aufgetreten. Jetzt am Wochenende habe ich endlich geschafft, dass Filmteam zu engagieren und die Video-Schnipsel zu produzieren. Die komplette Herstellung des 4min Video hat zusammen einen Aufwand von mehr als 3 Stunden ausgelöst.

Grundprinzip

Die Röhrchen werden immer durch diagonales Aufrollen einer Papierfläche auf eine Achse erzeugt. Der Trick das die Röhrchen am Ende nicht wieder aufspringen liegt daran, dass am Ende beim Aufwickelns die Papierfläche wieder „zurück rollt“.

Lässt sich nur schwer verbal beschreiben. Achten Sie beim Aufwickeln einfach mal darauf. Ohne diesen Effekt würde das Röhrchen wieder aufrollen. Der Verschluss am Ende mit dem Tacker hat darauf keinen Einfluss. Man könnte auch echte Röhrchen produzieren, nur die Bienen mögen keine offenen Enden…

Formate der Papierflächen

Von Rechteck bis Quadrat geht alles. Je mehr das Format auf Quadrat zustrebt, um so dicker werden die Röhrchen in der Mitte. Für die langen Röhrchen mit 4mm Innendurchmesser kann gut ein Format 210mmx90mm verwendet werden.

Papiersorte

Je dünner der Innendurchmesser werden soll um so dünner muss auch die Papiersorte sein. Nach echten Dicken habe ich nicht gesucht. Das Butterbrotpapier gibt es von der Rolle, da ist es etwas dünner als fertig geschnittene Blätter. Für die Rolle mit 16m und ca. 30cm Breite bezahlt man keine 2€. Daraus kann man bei 90mm Breite also 170 Röhrchen herstellen (2ct/Stk). Verwendet man das Butterbrotpapaier nur zum Auskleiden der Pappröhrchen, braucht man deutlich weniger Material je Pappröhrchen.

Ich muss allerdings auch sagen, eine Charge Röhrchen mit 4mm Innendurchmesser habe ich auch aus Schreibpapier produziert. Es geht auch !

Innendurchmesser zu Bohrdurchmesser

Abhängig vom Winkel der Achse zur Papierkante (50° bis 55°) wird das Papierröhrchen kürzer oder länger und der Außendurchmesser ändert sich auch. Da muss man etwas experimentieren. Aus meinen Erfahrungen von ca. 400 gerollten Papierröhrchen in dieser Saison kann ich folgende Tipps geben:
Mit einer Achse von 4mm und Butterbrotpapaier muss man den Bohrdurchmesser für das Loch im Holz / MDF mit 5,0 bis 5,5mm ansetzen. 5,5mm Bohrer für Holz gibt es nicht. Eventuell mit Metallbohrer nachbohren, oder die Röhrchen länger herstellen, in die Bohrung stecken und abschneiden. Der Druck beim Aufrollen bestimmt auch den Außendurchmesser.
Für 6mm Achsen und 80gr/qm Schreibpapier muss man schon mit 7,5 bis 8mm für die Bohrung im Holz rechnen. Wie immer bei Handwerklichen Leistungen, Übung macht den Meister.

Kaufen kann man Pappröhrchen in 4,6,8,9mm Innendurchmesser. Die kosten je nach Menge und Abmessung 9ct bis 20ct. Wie immer im Hobbybereich darf man seine Arbeitszeit nicht berechnen wollen, dann sind Industrieteile immer billiger.

Material der Achse

Für die 4mm Achse ist ein Messing-Rundstab mit 50cm Länge sinnvoll. Der ist von Hause aus gerade. Für die 6mm Achse kann auch ein Holz-Rundstab verwendet werden. Wichtig ist eine glatte Oberfläche.

Weitere Tipps gibt es im Video Clip. Zum Ende hin gibt es einen zusammenhängenden Abschnitt, der das Aufrollen verlangsamt und ohne „nervige Tipps“ zeigt.

Das Video

Warum der Aufwand ?

Die traditionellen Materialien sind bestimmt umweltfreundlicher. In der Regel hat man nur bei den großen Durchmessern eine Chance den Inhalt zu pflegen. Bei 6mm und 4mm geht das nicht. Baut man mindestens die dünnen Röhrchen selbst, kann man auch die Pflege oder den Austausch gut organisieren.

Bei den selbstgebauten Röhrchen ist die Verwendbarkeit (Durchmesser und Länge) für die Wildbienen zu 100% gegeben. Bei den Naturmaterialien ohne Aufwand nicht.

Eine selbst gebaute Version mit 70 bis 100 Niströhren reicht in dem meisten Gärten mindestens 2-3 Jahre bis alle besiedelt sind. Nur in sehr naturnahen Lagen kann die 100% Vermietung schon im ersten Jahr gelingen.

Und zum Abschluss mein wichtigstes Argument. „Insektenhotels“ die als „fire and forget“ Modeartikel gekauft und vergessen werden repräsentieren nur den Konsumterror in unserer Gesellschaft. Engagement für die Natur ohne Nachhaltigkeit ist Heuchelei !

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4 Gedanken zu „Wildbienen Niströhrchen herstellen

  1. Super Idee.
    Meine Frage: Trotz Verwendung in Dosen oder Holzkonstruktion, weichen die Röllchen bei Luftfeuchtigkeit nicht auf?
    Vielen Dank für die Mühe.

    1. Hallo,
      ich habe in drei Jahren der Verwendung keine der Röhrchen durch Feuchtigkeit „verloren“. Die verwendete Technologie ist scheinbar sehr gut.

      Allerdings sollte es keine direkte Bewitterung der Röhrchen geben.
      Zum Verhalten bei direktem Regen an den Röhrchen kann ich keinen Erfahrungsbericht geben. Ich würde aber ein Aufweichen erwarten. Außerdem zerstört der Regen nach und nach die Abschlußdeckel der Wildbienen. (Durchgekaute Erde/Lehm)
      Alle meine Konstruktionen haben eine wasserfeste Hülle plus Dachüberstand. Oder sind regengeschützt montiert.

  2. Innteressante Möglichkeit diese Röhrchen bspw. mit Kindern selber herzustellen. Wie wurden sie im Nachhinein von den Wildbienen angenommen und wie haben sie gehalten? Kann man diese Methode weiterempfehlen?

    1. Hallo Robert,
      JA und NEIN…

      JA: die Röhrchen wurden von den Wildbienen angenommen. Besonders die 4 mm und 6 mm Durchmesser. Wenn man die Duchmesser des Wickelkörpers passend wählen kann, dann lohnt sich auch die Verwendung von Schreibpapier (80gr/qm). Macht allerdings dann dicke Außendurchmesser im Ergebnis.

      NEIN: die Auskleidungen der Pappröhren mit dem Butterbrotpapier scheint auf nahezu 0% Toleranz zustoßen. Mindestens für die Gehörnte Mauerbiene gilt: wird rausgerissen !
      In der Folge von dem Rauswurf sieht man immer wieder Papierstückchen waagrecht durch die Luft fliegen. Mit einer Biene am vorderen Ende :)

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